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Arbeiten mit Handicap bei Bürkert

Von Lea Hübel und Maike Brand | 24.02.2023 

Viele Menschen sehen das Arbeitsleben als selbstverständlich, andere zum Teil als lästig.  Doch wieder andere hingegen sind froh darüber, trotz einer Einschränkung überhaupt arbeiten zu können und schätzen dies sehr. Wie das Arbeitsleben mit Handicap aussehen kann, berichtet uns heute Jan Schuler, der unter einem eingeschränkten Sehvermögen leidet.

Jan Schuler arbeitet seit 2017 im Bereich Master Data Management und ist hier für die Pflege der Stammdaten im ERP-System zuständig. Bereits seine Ausbildung als Technischer Produktdesigner absolvierte er bei Bürkert. Anschließend wurde er im Bereich Forschung und Entwicklung übernommen und wechselte später in das Systemhaus. Aufgrund seiner Augenerkrankung 2009 konnte er für längere Zeit nicht am Arbeitsleben teilnehmen. In dieser Zeit besuchte er eine Schule für spät erblindete Arbeitnehmer. Nach seiner Rückkehr arbeitete er in der IT und wechselte im Anschluss ins MDM-Team.

Jan, wie beeinträchtigt dich dein Handicap im Arbeitsalltag?

Mein Arbeitsleben unterscheidet sich nicht drastisch vom Arbeitsleben anderer Mitarbeiter. Ich habe einen PC mit einer Sprachsoftware. Durch diese Software wird mir der geschriebene Text in Ton wiedergegeben. Die Sprachsoftware hilft ebenfalls bei der Bedienung des PC´s, indem die einzelnen Navigationselemente mit Namen und dazugehöriger Tastenkombination (Schrift bei Mouseover) vorgelesen werden. Um zwischen den einzelnen Navigationselementen zu wechseln, verwende ich die Tabulator-Taste und mithilfe der Steuerungstaste unterbreche ich die Sprachsoftware. Diese beiden Tasten sind die wichtigsten Computer-Tasten für mich. Vorteilhaft sind vor allem barrierefreie Programme wie z.B. Teams, Excel, Word, SAP usw., die alle einen ähnlichen Aufbau bzw. eine ähnliche Struktur haben. Unser Telefonsystem, PowerPoint und unser Intranet (Flownet) hingegen sind schwieriger zu bedienen. Die Sprachsoftware erleichtert mir meine Arbeit enorm, kommt jedoch bei Bildern und Screenshots an ihre Grenzen, da der Inhalt darin nicht vorgelesen werden kann. Zusätzlich habe ich an meinem Arbeitsplatz eine Blindenschriftleiste. Sie zeigt die Buchstaben so an, wie die meisten sie von z.B. Medikamentenverpackungen kennen und ist dadurch vor allem beim Schreiben von Texten (Kontrolle Groß- und Kleinschreibung) oder bei Abkürzungen hilfreich. Auch kann ich hier den gesprochenen Text nochmals nachlesen bzw. abtasten.

Welche Unterstützung erhältst du von Firma Bürkert?

Von der Firma Bürkert erhielt ich ab der ersten Minute an alle Unterstützung, die ich brauchte. Da ich zu den ersten Mitarbeitern mit eingeschränktem Sehvermögen gehörte, wurden zur besseren Orientierung auch einige Veränderungen am Gebäude vorgenommen, z.B. wurden die schwarzen Leitstreifen im Eingangsbereich und die Blindenschrift am Aufzug in Ingelfingen angebracht. Des Weiteren dienen die gelben Klebestreifen mit rauer Oberfläche auf dem Fußboden der besseren Orientierung mit dem Blindenstock. In Criesbach wurden zusätzlich Rillen vor dem Systemhaus in den Gehweg gefräst. Besonders dankbar bin ich für die Unterstützung von unserem ehemaligen Geschäftsführer Herrn Rohrbeck. Bereits kurz nach meiner Erkrankung sagte er zu mir, es sei egal, was ich später arbeiten würde, Hauptsache ich komme wieder ins Unternehmen zurück. 
 

Welche Herausforderungen begleiteten dich in deinem Arbeitsalltag zu Beginn und wie ist es heute?

Zu Beginn war alles sehr schwer. Dennoch fiel mir mein Wiedereinstieg einfach, da ich die Mitarbeiter und das Gebäude bereits kannte und auch während meiner Phase, in der ich nicht arbeiten konnte, immer wieder zu Besuch bei Bürkert war. Am schwersten fiel es mir, einzusehen, dass ich Hilfe benötige und diese auch annehmen muss. Ich wollte alles alleine machen, aber das funktionierte nicht. Mittlerweile gehören viele Aufgaben, für die ich anfangs Hilfe benötigte, zu meinem Alltag und ich kann sie selbständig durchführen. Beispielsweise wurde ich anfangs auf dem Weg zur Arbeit von einem Kollegen mitgenommen, mittlerweile fahre ich alleine mit dem Bus zur Arbeit. Auch meine Orientierung auf der Arbeit hat sich verbessert. Meine täglichen Arbeitswege kann ich mithilfe meines Blindenstocks gut bewältigen. Dennoch gibt es aber auch Tätigkeiten, die ich wahrscheinlich nie selbst ausführen kann. Hierzu gehört z.B. die Bedienung eines Getränkeautomaten (bei den Kaffeeautomaten hingegen sind fühlbare Tasten angebracht, die ich abzählen kann), das Holen von Essen in der Kantine, Geld auf den Mitarbeiterausweis laden und noch vieles mehr. Auch Corona brachte weitere Herausforderungen mit sich, da ich aufgrund des Mindestabstands nicht immer geführt werden konnte bzw. ich darauf angewiesen war, dass Mitarbeiter, aber auch Freunde, bereit waren, in dieser Zeit den Mindestabstand nicht einzuhalten.

Jan, liegt dir noch etwas auf dem Herzen, das du loswerden möchtest?

Ich möchte mich bei der Firma Bürkert, besonders bei Herrn Rohrbeck und bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern recht herzlich für die Unterstützung bedanken. Nur durch sie bin ich heute in der Lage am Arbeitsalltag teilnehmen zu können. Auch möchte ich mich für die große Geduld und Mühe der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die mir entgegengebracht wurden, recht herzlich bedanken.  

Auch wir möchten uns für das Interview bei Jan Schuler bedanken und wünschen ihm weiterhin viel Erfolg bei der Bewältigung des Arbeitsalltags.  

Autor: Lea Hübel

Ausbildungsberuf: Industriekauffrau
Alter: 20
Hobbys: Sport
Lieblingsessen in der Kantine: Spaghetti Bolognese
Musikgeschmack / Lieblingsbands: Pop