Was kommt auf einen zu, wenn man dual studiert?
Von Nick Stankat und Georg Mertz | 01.03.2023
Nick und Georg schreiben im folgenden Artikel über ihre Erfahrungen im dualen Studium. Nick studiert Wirtschaftsingenieurswesen mit der Vertiefung Produktion und Logistik am Campus Mosbach der DHBW. In seinen Praxisphasen und nach dem Studium ist er im technischen Einkauf tätig. Georg studiert angewandte Informatik am Campus Bad Mergentheim der DHBW. In den Praxisphasen ist er in Forschung und Entwicklung tätig.
Wie sieht der Studienablauf aus?
Nick: Wie der Name schon sagt, vereint das Studium die sowohl technische als auch wirtschaftliche Aspekte. Dabei gliedert sich das Studium in 2 Phasen, das Grundstudium und die Vertiefung. Im Grundstudium lernt man die Grundbausteine der Ingenieurswissenschaften aber auch die ersten Grundlagen der Wirtschaftswissenschaften (Ablauf des Studiums). Es kann aber auch tiefergehende und komplexere Themen geben. Ich habe zum Beispiel durch mein wirtschaftlich ausgerichtetes Abitur die ein oder anderen Probleme in den technischen Fächer gehabt, aber ich habe es auch geschafft und schreibe dieses Jahr meine Bachelorarbeit. Daher ist auch möglich ohne technisches Abi ein technisches Studium zu schaffen.
Georg: Im Studiengang Informatik wurde der Vorlesungs-Fokus in den ersten Semestern besonders auf Grundlagenfächer wie lineare Algebra, theoretische Informatik aber auch Programmieren gelegt. Praxisnähere Fächer wie Web Engineering oder Projektmanagement wurden auch behandelt. Etwa ab dem vierten oder fünften Semester finden Vorlesungen mit größerem Praxisbezug wie IT-Security oder Machine Learning statt. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man keine Angst vor den theoretischen Fächern hat. Es ist alles machbar – auch wenn man nach der ein oder anderen Vorlesung vielleicht ein paar Minuten mehr für die Nachbereitung benötigt.
Hier findet Ihr den Studienplan für angewandte Informatik, mit dem Ihr einen Eindruck über die Fächer bekommt.
Was ist der Zeitplan?
Ein Semester ist normalerweise in eine Theorie- und Praxisphase aufgeteilt. Die Theoriephase dauert drei Monate, die Dauer der Praxisphase variiert (Zeitplan kann in den Blockplänen nachgeschaut werden).
Die Dauer, welche wir an der DHWB verbringen, ist in den ersten 3 Semester allgemein etwas mehr als die Zeit, welche wir bei Bürkert im Unternehmen sind. Dafür ist man in der vierten Praxisphase für ganze 6 Monate im Unternehmen, was natürlich super ist – man lernt seinen Bereich und die Kollegen besser kennen, übernimmt schon eigenständig Aufgaben, darf eine Niederlassung von Bürkert besuchen usw.
Wie sieht der Arbeitsalltag in der Praxisphase aus?
Nick: Mein Arbeitsalltag ist meistens sehr unterschiedlich, manchmal eher ruhig, manchmal kann es auch etwas stressiger werden. Das Tolle am technischen Einkauf ist die große Abwechslung. Man hat sein Tagesgeschäft, aber man ist auch in Projekten beteiligt, die wirklich interessant sind und auch einen Einfluss auf das Unternehmen haben. Das macht das Tätigkeitsfeld des technischen Einkäufers so interessant.
Georg: In meinem Bereich habe ich während der Praxisphasen mehrere Programmierprojekte bearbeitet. Angefangen mit Übungen zur Einarbeitung in die Programmiersprache C# über die Entwicklung von Tools zur unternehmensinternen Verwendung zu Features von Bürkert-Produkten. Ich fand dabei besonders spannend, wie unterschiedlich Programmierprojekte im Praxisalltag im Vergleich zur Hochschule sind. Es gibt viel mehr Maßnahmen zur Qualitätssicherung und viele Konzepte und Vorgehensweisen habe ich erst im Unternehmen kennengelernt.
Im Vergleich zu Nick lag der Fokus mehr auf projektbezogenen Tätigkeiten und das auch meist nur bei ein bis zwei umfangreicheren Projekten pro Praxisphase.
Und was sind Studienarbeiten und Projektarbeiten?
Georg: Während des Studiums schreibt man Projekt- und Studienarbeiten - das sind wissenschaftliche Arbeiten, wobei die Themen der Projektarbeiten vom Betrieb und die der Studienarbeit von der Hochschule vorgegeben werden. Hierbei beschreibt man nicht nur das Vorgehen bei der Bearbeitung des Themas, sondern recherchiert in wissenschaftlicher Literatur nach Problemlösungsmöglichkeiten, bewertet die verschiedenen Verfahren und beurteilt schlussendlich das eigene Vorgehen kritisch.
Nick: Die Projektarbeiten dienen im Allgemeinen als Vorbereitung, um zu lernen, wie man am Ende des Studiums eine Bachelorarbeit schreibt. Das bedeutet, man lernt zu verstehen, wie eine wissenschaftliche Arbeit geschrieben werden muss. Dazu gehört unteranderem: „die Literaturrecherche, Analyse eines Problems und unterschiedliche Vorgehensweisen.“
Insgesamt schreibt man verschiedene wissenschaftliche Arbeiten: zwei Projektarbeiten, ein Exposé/kurze Ausarbeitung, eine Studienarbeit und eine Bachelorarbeit. Uns hat insbesondere gefallen, dass wir stets eigene Themenideen einbringen konnten und unsere Präferenzen berücksichtigt wurden.
Vorteile des dualen Studiums sind aus unserer Sicht:
- Der Kurszusammenhalt und direktere Betreuung durch Dozenten
- Unterstützung des Unternehmens bei Problemen (auch im Studienalltag)
- Fokus auf die Praxis, Dozenten aus der Praxis (neben den Professoren auch Geschäftsführer, Projektmanager etc.)
- Studium vermittelt groben Überblick über die Theorie eines Unternehmens / der Fachdisziplin, Praxisphase: konkretere Ausprägung der Prozesse in Bezug auf das Unternehmen mit Projektion von Studieninhalten auf die praktische Arbeit
- Bei Bürkert: Hohe Übernahmequote
Würden wir uns wieder für ein duales Studium entscheiden?
Wir würden uns wieder für ein duales Studium entscheiden aus ganz unterschiedliche Gründen. Einmal aufgrund der hohen Abwechslung und Vielfalt, sowie das Zusammenspiel von Theorie und Praxis im Unternehmen zu verstehen.